Wir kennen sie, vorsichtige Autofahrer, manchmal tragen sie einen Hut, aber nicht immer. Fahren in der Stadt genau 49 km/h. Wenn sie an einem Blitzer vorbei kommen, bremsen sie auf 39 km/h ab und fahren sicher daran vorbei. Freudig lächelnd beschleunigen sie dann wieder auf 49 km/h. Gut, ob sie lächeln, weiß man nicht genau, man sieht sie ja immer nur von hinten.
Gestern. Schneefall. Auf der Landstrasse. Allgemeines Tempo etwas eingeschränkt, aber mit 80 km/h ging es. Bis, ja bis der vorsichtige Autofahrer auftauchte. Aber Landstrasse? Nein, es war Schnee angesagt. Und damit 49 km/h auf der Landstrasse. Und allmählich stauten sich hinter ihm hundert andere Fahrzeuge auf. Er ließ jede Möglichkeit aus, rechts ran zufahren und die Kolonne vorbei zu lassen. Entweder sah er nichts im Spiegel oder er war vielleicht der Typ Oberlehrer: Hier kann man sowieso nicht schneller fahren.
Ortseingangsschild. Der vorsichtige Autofahrer wird doch hoffentlich wenigstens so weiterfahren? Nein, er bremst ab. Auf 39 km/h. Schließlich muss es ja einen Unterschied geben zwischen Landstrasse und Ortschaft.
Es folgt der Höhepunkt: Der bekannte stationäre Blitzer. Er wird doch nicht…? Doch, er wird. Obwohl der vorsichtige Autofahrer nun schon nur noch 39 km/h fuhr, bremste er nochmals auf 29 km/h herunter. Ja, Ordnung muss sein. Auch bei Schnee. Das Geschwindigkeitsgefühl bleibt, halt nur etwas langsamer. Ob er dabei lächelte, weiß man nicht. Die hundert anderen Fahrer fuhren alle hinter ihm.
Dann bog er rechts ab. Es schien so, als ob die Luft von einem kollektiven Schrei „ENDLICH“ erzitterte.
Im Sinne der StVO hat er nichts falschgemacht. Aber einfach mal den anderen Verkehr vorbeilassen, das sollte möglich sein.
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